Sind coffee to go Becher nachhaltig?

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 © Pexels: Angela Roma

Kaffee redet nicht – Kaffee jammert nicht – Kaffee macht einfach seinen Job! Und die meisten von uns würden ihren Job nicht ohne ein, zwei oder mehrere Tassen Kaffee machen. Der erste Gang im Büro führt häufig über die Kaffeemaschine, erst danach kann der Tag so richtig starten.

Aber auch auf dem Weg in die Arbeit gibt es für viele Berufstätige die erste Tasse Kaffee. Wobei streng genommen der Ausdruck Tasse hier nicht wirklich passt. Der coffee to go wird meist in Papierbechern ausgegeben. Ist der Becher leer, wird er in den nächsten Abfalleimer geworfen. Wissen Sie eigentlich, wie viele to go Becher im Müll landen?

Aktuelle Zahlen zum Verbrauch von to go Bechern

Allein in Deutschland werden jährlich 2,8 Milliarden coffee to go Becher ausgegeben. Das entspricht 34 to go Becher pro Einwohner! Und wie lange wird so ein Einwegbecher genutzt? Nicht besonders lang – im Durchschnitt sind es gerade mal 10 min. Danach wandern die Becher hoffentlich in den nächsten Abfallkorb (und leider viel zu oft auch in die Natur).

Bei so einem großen Verbrauch von to go Bechern bleibt ein extrem großer Berg Müll nicht aus. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen geht von 55.000 Tonnen Abfällen aus dem Bereich coffee to go aus. Ob und inwiefern die Becher nach ihrer Entsorgung recycelt werden können, ist eine andere Frage und hängt mit dem verwendeten Material zusammen.

Aus welchen Materialien werden coffee to go Becher hergestellt?

Die zwei gängigsten Sorten von Einwegbechern sind: Reine Plastikbecher (meist aus Polystyrol) und beschichtete Papierbecher. Achtlos in der Natur „entsorgte“ Kunststoffbecher können nicht biologisch abgebaut werden und zerfallen nach vielen Jahren zu Mikroplastik. Aber wie sieht es mit Papier-to-go-Bechern aus, sind diese nachhaltig? In der Regel auch nicht.

Brauner to go Becher auf einem Holztisch mit einer Pflanze im Hintergrund

 © Pexels: Ekaterina Bolovtsova

Polyethylen-beschichtete Papierbecher

Die meisten Papierbecher haben innen eine dünne PE-Beschichtung. Sie sorgt dafür, dass das Papier undurchlässig gegenüber Flüssigkeiten wird, sprich dass der Kaffee im Becher bleibt. Was einerseits die Papiereigenschaften aufwertet, führt auf der anderen Seite im Recyclingprozess zu Problemen. Die Plastikschicht kann im Papierrecycling nicht vom Papier gelöst werden.

Somit zählen diese coffee to go Becher zu den sogenannten Verbundverpackungen und sollten nicht im Altpapier entsorgt werden. Diese Becher am besten in die Gelbe Tonne / Gelben Sack werfen. Unterwegs werden Sie meistens aber keinen Plastikmüll finden, dann lieber in den Wertstoff-(schwarze Tonne) statt in den Papiermüll.

Papierbecher mit PLA-Beschichtung

Eine nachhaltige Lösung für einen to go Becher sind die beiden oberen Varianten also nicht. Ein weiteres Material, dass gerade immer mehr am Kommen ist und als besonders umweltfreundlich verkauft wird, ist PLA. Das umgangssprachlich als Bioplastik bezeichnete PLA wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke hergestellt. Das Herstellungsverfahren ist allerdings dasselbe wie bei herkömmlichen Polymeren. Dadurch erhält es vergleichbare Eigenschaften, ist jedoch industriell kompostierbar.

Industriell kompostierbar heißt allerdings NICHT, dass PLA auch auf dem Kompost zu Hause oder in der freien Natur zersetzt werden kann. In industriellen Kompostieranlagen herrschen andere klimatische Bedingungen als in der freien Natur. Dadurch können Zersetzungsprozesse beschleunigt werden. Jedoch hat nicht jede Industrieanlage die gleiche Umgebung und deshalb kann in Deutschland PLA häufig auch in industriellen Kompostieranlagen nicht verwertet werden. Und außerdem: Wer nimmt schon seinen to go Becher mit nach Hause, um ihn dort in die Biotonne zu werfen …

Das Umweltbundesamt beurteilt die industrielle Kompostierung von PLA zudem als nicht sinnvoll, da keine wertgebenden Kompostanteile aus PLA entstehen. Zu to go Bechern mit einer PLA-Beschichtung schreibt das Umweltbundesamt: Biologisch abbaubare Becher aus PLA stellen keine günstige Alternative dar. Die Umweltbelastungen der PLA-Becher sind vergleichbar mit jenen aus PET.

Einbrauner Papierbecher vor einem aufgeklappten Notebook

                                         © Pexels: cottonbro studio

To go Becher nachhaltig – gibt es das überhaupt?

Es gibt also verschiedene coffee to go Möglichkeiten auf dem Markt, aber keine davon scheint umweltfreundlich zu sein. Nicht ganz, denn ein paar wenige Ausnahmen gibt es.

Manche to go Becher sind nicht mit PE oder PLA als Barriere beschichtet, sondern mit einem wasserlöslichen Lacksystem. Dadurch können diese beschichteten Becher im Altpapier recycelt werden, da der Lack sich aus dem Papier auswaschen lässt. Die PE oder PLA-Beschichtung hingegen kann in der Regel nicht vom Papier gelöst werden. Um diese Becher noch ein Stückchen ökologischer zu machen, können nachhaltige Druckfarben verwendet werden. Leider sind diese Art von nachhaltigen to go Bechern bisher noch Mangelware.

Eine weitere Alternative sind Mehrwegbecher. Sie kaufen sich einmalig einen Mehrweg Kaffeebecher, zum Beispiel aus Edelstahl oder Keramik, und können diesen immer wieder verwenden. In Ihrem Lieblingscafé reichen Sie Ihren mitgebrachten Becher über die Theke und bekommen darin Ihr Heißgetränk serviert. So mögen wir Kaffee schlürfen ohne Müll!

Allerdings hat man nicht immer seinen eigenen to go Becher dabei. Also doch wieder zum Einwegbecher greifen? Nicht unbedingt, denn einige Cafébetreiber haben mittlerweile Pfandsysteme für Mehrwegbecher eingeführt. Gegen eine kleine Pfandgebühr (diese wird von jedem Betrieb selbst festgelegt) wird der wiederverwendbare to go Becher ausgegeben. Beim nächsten Besuch kann dieser dann gegen einen neuen getauscht oder die Pfandgebühr zurückgegeben werden.

Damit noch mehr Gastronomiebetriebe Mehrweg-to-go-Becher und Verpackungen anbieten, wurde Anfang 2023 das Verpackungsgesetz geändert.

Hand hält einen gelben Mehrwegbecher und links im Bild ist eine Aloe Vera Pflanze

Gesetzliche Mehrwegpflicht seit 2023

Für Getränke und Essen zum Mitnehmen gilt seit Januar’23 eine aktualisierte Version des Verpackungsgesetzes. Darin steht, dass Caterer, Lieferdienste und Restaurants verpflichtet sind, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten (siehe bundesregierung.de).

Das klingt erst mal nach einem großen Schritt in Richtung weniger Verpackungsmüll, allerdings gibt es einige Schlupflöcher im neuen Verpackungsgesetz. So müssen Betriebe mit weniger als 80 Quadratmeter Verkaufsfläche keine Mehrweg-Alternative anbieten. Von der Regelung befreit sind auch Unternehmen, die maximal fünf Mitarbeiter beschäftigen. Diese Ausnahmeregelungen führen dazu, dass viele gastronomischen Betriebe keine wiederverwendbaren Verpackungen anbieten müssen und Kunden wieder Einweg-to-go-Becher bekommen.

Aber auch bei großen Ketten wurde festgestellt, dass in einem von drei Fällen gegen die Mehrwegangebotspflicht verstoßen wird. Es gibt also noch einiges zu tun, um to go Becher nachhaltig zu machen.

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